Palm Island Kosmos Cover Rezension
Oktober 16th, 2019 by Dirk
Lesezeit: 5 Minuten

Es gibt immer wieder tolle kleine Perlen, die nur durch Kickstarter das Licht der Welt entdecken. Palm Island ist solch ein Spiel. Das Ziel war es, ein kompaktes Spiel zu designen, dass zur Not auch nahezu ohne Platz gespielt werden kann. Herausgekommen ist ein ultra-kompaktes Mini-Aufbauspiel, das komplett in der Hand und ohne Tisch gespielt werden kann. Und über die Genialität des Namens brauchen wir erst gar nciht zu diskutieren…

Wie Palm Island gespielt wird

Zunächst mal muss man das Grundsystem von Palm Island betrachten. Jede der 17 Karten von Palm Island hat vier mögliche Ausrichtungen aufgeteilt in die beiden Hälften der Vorder- bzw. Rückseite. Die jeweils nach oben zeigende Hälfte einer Seite ist der aktive Teil. Die Karten werden NICHT ausgespielt, sondern rotieren im Stapel hintereinander. Die beiden obersten Karten des Stapels können jeweils genutzt werden. Nutzt man die Aktion einer Karte (siehe unten), dann wandert die Karte ans ende des Decks. Kann oder will man keine der beiden möglichen Aktionen nutzen, verschiebt man die erste Karte nach hinten (niemals die zweite!).

28 Punkte gelten als „respektabel“

Drei mögliche Aktionen gibt es:
1. Rotieren: Die aktivierte Karte wird um 180 Grad gedreht, so dass die vormals untere Hälfte nun nach oben zeigt. Dadurch verändert sich in der Regel die Aktion oder die Karte wird wertvoller (mehr Punkte). Die Karte wandert dann ans Ende des Stapels.
2. Umdrehen: Die aktivierte Karte wird auf die andere Seite gedreht, so dass der obere Teil der (ehemaligen) Rückseite nun nach vorne zeigt. Anschließend wird die Karte auch ans Ende des Stapels sortiert.
3. Lagern: Diese Aktion liefert die Rohstoffe, die man zum Aktivieren der anderen Aktion zum Teil braucht. Die so aktivierten Karten werden um 90 Grad im Uhrzeigersinn gedreht, so dass sie seitlich rausstehen. Man darf aber nicht mehr als vier solcher Rohstoffkarten in seiner Hand sammeln.

Erreicht die Rundenkarte, diese wird zu Spielbeginn als letzte Karte hinter den gemischten Stapel gelegt, die erste Stelle im Kartendeck, endet die aktuelle Runde. Die Karte wird rotiert oder gedreht und wandert ans Ende des Decks.

So sammelt, aktiviert und entwickelt man insgesamt 8 Runden lang und versucht seine kleine Insel möglichst effizient zu gestalten. Da die Karten zu Beginn durchgemischt werden, ist das Spiel auch sehr variabel und verspricht langfristig viele unterschiedliche Konstellationen.

Am Ende werden die Siegpunkte gezählt, die man so zusammenoptimiert hat und vergleicht sie mit der in der Anleitung abgedruckten Tabelle. Alles über 20 Punkte ist respektabel. Ab 30 Punkten darf man sich mal auf die Schulter klopfen.

Fingerakrobatik bei Palm Island von Kosmos

Damit es langfristig Spaß macht, gibt es eine Art Loot Box, aus der man sich immer einen bestimmten Gegenstand nehmen kann, wenn man bestimmte Ziele erreicht hat (bspw. eine bestimmte Punktzahl).

Mit im Paket ist auch eine 2-Spieler-Version, die kooperativ gespielt werden kann. Dazu gibt es einen kompletten weiteren Kartensatz sowie Katastrophenkarten und eine Gemeinschaftskarte. Das Coole ist, dass durch diese zusätzliche Variante ein weiterer Kartensatz im Spiel enthalten ist, so dass man theoretisch auch zwei Solospiele in einer Packung erhält.

Die kompetetive Variante aus der Kickstarter Kampagne hat es leider nicht in die deutsche Version geschafft, wäre aber als Promo o.ä. sehr leicht nachzurüsten.

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Was mir an Palm Island gefällt

Ehrlich gesagt…alles. Das Spiel könnte für die Solo-Spiele-Entwicklung eine Art Durchbruch werden. Es hat alles was ein gutes Spiel ausmacht, kommt in kompakter Box und ist leicht zu erlernen. Dazu muss man vor dem Kosmos Verlag wirklich den Hut ziehen. Dass ein etablierter Verlag ein solch besonderes Spiel rausbringt ist nicht selbstverständlich. Schön, dass sie sich getraut haben und schlussendlich passt das Spiel dann doch auch gut zum Verlag.

Ein Cover, das nach Urlaub schreit! ?

Das a&o bei Palm Island ist, dass man sich im Vorfeld – also vor dem ersten Zug – den Kartenstapel einmal ansehen darf. Das sollte man auch tun, denn mit ein wenig Erfahrung kann man dann schon erkennen, ob und wie stark man die Produktion anheizen muss am Anfang. Denn die wirklich wichtigen Gebäude (Tempel können bis zu 10 Punkte einbringen), brauchen spezifische Rohstoffe. Dazu muss man mitunter dafür sorgen, dass man die entsprechenden Rohstoffkarten in der Reihenfolge vor die Tempelkarten bringt, also auch mal bewusst die erste Karte ablegen oder die zweite vor der ersten Karte ausspielen um die Reihenfolge der Karten im Deck zu beeinflussen. Denn eines muss man auch immer bedenken: Gelagerte Rohstoffe, die einmal die komplette Tour machen, also wieder von hinten nach ganz vorne wandern, verfallen (wegen Lagerschadens) und werden einfach aufrecht gedreht und wieder nach hinten gesteckt. Und das ist die groß0e Überraschung für viele: Man kann es nämlich einfach mal so runterzocken, sondern muss das Spiel „lesen“. Klar, kann man einfach drauf losspielen, dann wird man aber mutmaßlich die 30 Punktemarke nur mit Glück knacken. Denn auch wenn Palm Island recht harmlos daherkommt, steckt doch mehr drin, als man anfangs glaubt. Das merkt man aber nicht sofort nach der ersten Partie.

Ist das nicht langweilig? Das fragen viele, die nicht so oft solo spielen. Ganz und gar nicht. Im Gegenteil. Palm Island ist für mich wie eine Art Entschleunigung im hektischen Daddel-Alltag, den wir in Bus und Bahn mittlerweile unser eigen nennen. Denn Palm Island ist auf jeden Fall nahverkehrstauglich. Man braucht nichtmal einen Sitzplatz um es zu spielen. Das Deck aus 17 Karten lässt sich sogar im Geldbeutel transportieren und macht es so zu einem der mobilsten analogen Spiele in meiner Sammlung.

Spielen im Zug? Problemlos möglich – auch ohne Tisch

Was mir an Palm Island nicht gefällt

Auch wenn ich das Spiel grundsätzlich mag, ein paar Kritikpunkte gibt es dennoch – wenn auch sehr kleine.

Durch das Mischen des Decks kann es natürlich zu Situationen kommen, die ein halbwegs gutes Ergebnis nahezu unmöglich machen. Gerade Konstellationen, bei denen alle Rohstoffkarten hinter den zu bauenden Gebäuden liegen machen es einem echt schwer auf eine halbwegs gute Punktzahl zu kommen. Denn durch das Limit nur vier Rohstoffkarten lagern zu können, wird es ggf. schwierig alles passend zu verbrauchen bzw. zu speichern. Das ist aber auch der einzige mechanische Nachteil, den ich ausmachen konnte. Alles andere kann der Spieler gut beeinflussen und durch die Vorab-Durchsicht einschätzen.

Ganz nett wäre noch eine irgendwie geartete „Vorschau“ auf die Rückseite der Karten, damit man vorab weiß, was einen auf der Rückseite nach dem Flippen der Karte erwartet. So führt das immer zu einem etwas umständlichen Drehen und Zurückdrehen der Karte. Klar ist da wenig Platz, aber ich bin mir sicher, dass man da Möglichkeiten gefunden hätte.

Wenn man die Kickstarter Version sein eigen nennt, merkt man recht schnell, dass die dort verwendeten Plastikkarten ihre Vorteile haben. Sie lassen sich deutlich angenehmer „bearbeiten“. Ich kann aber auch verstehen, warum man eher klassische Karten wählt, zumal dem ein oder anderen die Plastikkarten wiederum zu rutschig sind.

Auch dass der kompetetive Modus fehlt, ist mir nicht ganz schlüssig, hätte es doch das Spiel nicht wesentlich teurer gemacht in der Herstellung aber noch mal eine ganz andere Zielgruppe erreicht. Aber vielleicht wollte man es auch als das was es ist veröffentlichen: ein Solo-Spiel.

Kleiner Layout Fehler beim Werkzeugmacher.
Auf dem Holzweg – dieser Holzstamm hat sich fehlerhaft eingeschlichen

Und dann zu guter Letzt noch ein Errata: Auf einer karte hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen. Der Werkzeugmacher zeigt einen Holzstamm, allerdings nicht das dazugehörige Aktionssymbol. Dank Christian Hildenbrandt wissen wir nun, dass dieser Holzscheit nie dorthin gehört hätte und demnach wegzudenken ist. Danke für die kurzfristige Klärung mit dem Kosmos Verlag!

Fazit zu Palm Island

Für mich als bekennenden Solo-Spieler ist Palm Island ein wahres Kleinod. Ein Spiel, mit dem man jedem nahebringen kann, warum es manchmal toll ist solo zu spielen. Spiele wie Palm Island können Gateway-Spiele sein, die das Solospielen einer neuen Zielgruppe näherbringen. Dazu funktioniert es auch noch gut und ist so kompakt und preiswert, dass man sich dem Reiz kaum entziehen kann. Palm Island – für mich glaube ich das Kartenspiel-Highlight der SPIEL 19. Und es bleibt für mich trotz kooperativer Variante ein Solospiel…

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Oktober 24th, 2017 by Dirk

Lesezeit: 2 MinutenEin fiktiver Dialog unter Bekannten:

“Und? Was hast du so für Hobbies?“

“Brettspiele…“

“So Mühle und so…?!“

“Ne, eher Siedler und so…“

“Hab’ ich schon mal gehört. Spielst du da mit Freunden?“

“Ja, oder auch mal allein.“

„Hä? Echt jetzt? Allein? … Freak!“

So oder ähnlich ist es, wenn man jemandem erzählt, dass man Solo-Brettspiele mag. Abgestempelt zum Freak. Sowas macht man nicht! Ekelhaft! Gleichzeitg spielen die meisten Menschen allerdings permanent solo – Candy Crush die ganze Zugfahrt.

Was bei Brettspielen komisch wirkt, ist bei Videospielen völlig normal. Deshalb möchte ich diesem Phänomen mal auf die Spur kommen und Solo-Spiele unter die Lupe nehmen. Spiele für zwei Personen und Solo-Spiele haben rund um den Globus Hochkonjunktur. Immer mehr Spiele weisen einen Solo-Modus auf oder es erscheinen sogar Spiele, die von vornherein nur für einen Spieler gemacht sind. Eine Folge der sich verändernden soziodemographischen Strukturen? Möglicherweise. Vielleicht aber auch einfach eine prima Möglichkeit, ein Spiel zu erforschen. Vor allem komplexere Spiele haben dazu in der Regel die Notwendigkeit.

Uwe Rosenberg hält schon seit längerem einen Solo-Modus in vielen seiner großen Spiele bereit und auch die Spiele von Stonemaier Games weisen in der Regel einen Solo-Modus auf. Aber auch andere sind auf den Zug aufgesprungen und haben eine solche Variante nachgelegt. So kann man seit der Erweiterung German Railraods auch das tolle Russian Railroads, erschienen bei Hans im Glück, alleine spielen. Manche Solo-Varianten gibt es schon lange und man hat sie vielleicht vergessen oder nicht mehr auf dem Schirm. Und dann gibt es noch ganz besondere kleine Perlen…

Ich habe mir vorgenommen mal meine Sammlung zu durchforsten und zu schauen, welche meiner Spiele sich solo spielen lassen und wie sich die einzelnen Systeme unterscheiden. Dabei werde ich keine umfassende Regelkunde betreiben, sondern vielmehr die Besonderheit des Solo-Spiels und das grundsätzliche Solo-Spielgefühl hervorheben. Aber ein bißchen Regelkunde muss eben auch sein… 😉

Da ich ja bereits angekündigt habe, in meinem Blog auch hin und wieder mal ein Bewegtbild einzubauen, werde ich eine Serie von kürzeren Beiträgen zu verschiedenen Solo-Spielen erstellen und auf YouTube veröffentlichen. Damit es nicht an euch vorüber geht, werde ich auch immer im Blog sowie in den Social Media Kanälen erwähnen, wenn es eine neue Folge gibt. In unregelmäßiger Abfolge, geplant ist zunächst etwa eine Folge im Monat, werden dann kurze Videos zu den Spielen erscheinen (Das Ziel ist es unter 10 Minuten zu bleiben…mal schauen, ob das klappt.).

Den Auftakt macht…die Ankündigung. 🙂 Auch als Test gedacht für mein neues Licht und den etwas verbesserten Ton… Freue mich auf eure Resonanz. 🙂 Film ab…

 

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