Interview Feldherr Wuerfelmagier Würfelmagier
Februar 16th, 2018 by Dirk
Lesezeit: 4 Minuten

Agenten-Schaumstoff für Brettspieler

Man kennt das aus Agentenfilmen: Ein wertvoller Gegenstand (häufig irgendein für die Rettung/Vernichtung der Menschheit vorgesehenes technisches Gerät) wird aus einem Koffer geholt. Der Koffer ist viel größer als das Gerät selbst – zum Schutz oder weil es uncool wäre, das Gerät einfach in ner Schultertasche zu transportieren. Deshalb ist es in ein Stück präzise ausgeschnittenen Schaumstoff gebettet. Nicht, dass das komplizierte technische Gerät noch kaputt geht und die Menschheit am Ende nicht gerettet/vernichtet (je nach Sichtweise) werden kann…

Was Mikrochips und merkwürdige Blinke-Geräte schützt, kann doch auch empfindliche und kunstvoll bemalte Spielfiguren schützen!? So dachten auch die Gründer von Feldherr. Der martialische Name täuscht, stellt die Firma doch tatsächlich ausschließlich für friedvolle Brettspiele kunstvoll geschnittene Schaumstoffeinsätze her. Die Einsätze dürften hinlänglich bekannt sein und mittlerweile werden sie auch schachtelspezifisch für einzelne Spiele hergestellt. Zeit, mal näher reinzuschauen und Andreas Nickl, dem Geschäftsführer von Feldherr, ein paar Fragen zu stellen.


Andreas, wie kamt ihr eigentlich dazu diese Aufbewahrungslösung für Miniaturenspiele zu machen? Wart ihr selber Spieler oder seid ihr durch äußere Umstände dazu gekommen?
Anfangs haben ich South Park Merchandising-Artikel in einem eigenen Laden in Berlin verkauft. Das war Ende der 90er. Das Sortiment wurde mit den Jahren immer breiter, irgendwann bin ich auf Tabletop gestoßen. Das war völlig neu für mich – wurde aber schnell interessant. Um die Miniaturen zu transportieren, kamen die Leute mit leeren Rama-Dosen oder mit verschiedensten Boxen, ausgestopft mit Toilettenpapier. Ich dachte mir: Das kann es doch nicht sein. Da widmen sich die Leute voller Hingabe den Tabletop-Figuren, bemalen und sammeln sie. Doch wenn es um den Transport geht, muss eine alte Büchse oder Dose herhalten. Wir haben uns im Team so lange mit der Frage beschäftigt, dass wir anfingen eigene Transportlösungen zu entwickeln und zu produzieren. Unser erstes Produkt, der Feldherr Hartschalen Koffer hat die Richtung vorgegeben. Schon bald kam die erste Tasche dazu. Heute gibt es verschiedene Taschen, Boxen und einen Rucksack. Inzwischen ist es zu unserer Hauptaufgabe geworden. Und noch gibt es viel zu tun: Rama-Dosen und Toiletten-Papier begegnen uns immer noch.

Lager Feldherr Schaumstoffeinsatz

Das Lager von Feldherr – viel Luft um Luft zu lagern…

Wie sieht eure Firma denn heute aus? Wie viele Leute arbeiten bei euch etc.? Lass mal ein Rahmendaten hören…
Den Laden gibt es inzwischen nicht mehr. Mit dem Online Shop haben wir aber auch genug zu tun. Du kannst dir unsere Firma am besten als Start-up vorstellen. Wir sammeln Ideen, probieren neue Sachen aus, sind experimentell und kreativ. Jeder bringt seine Kompetenzen ein, um im Austausch etwas Neues zu entwickeln. So können wir Prozesse von neuen Blickwinkeln betrachten, finden immer wieder neue, bessere Lösungen und bleiben flexibel. Und wie bei jedem anderen Unternehmen gibt es auch bei uns den kreativen und den kaufmännischen Bereich. Ohne unser Lager- und Service-Team wäre das alles aber nicht möglich. Da die Spiele-Branche immer weiter wächst, wachsen auch wir stetig und freuen uns über jede Unterstützung. Jeder, der sich für unsere Arbeit interessiert, kann sich also gern bei uns bewerben.

Und wie muss man sich den kreativen Prozess vorstellen? Kommt da morgens einer rein und sagt: „Ich hab ne Idee! Wir machen ein Inlay für Blood Rage!“?!
In etwa so läuft es ab. Zunächst muss – in unseren Augen – die Notwendigkeit bestehen, eine Transportlösung zu entwickeln. Wenn wir uns da einig sind, gehen wir in den kreativen Prozess und testen verschiedene Möglichkeiten aus. Wichtig für uns ist: Alle Spiele-Komponenten sollen in unser Produkt passen, dabei arbeiten wir so platzsparend wie möglich und gestalten die Fächer dementsprechend. Jedes Projekt erhält volle Aufmerksamkeit, Leidenschaft und wird individuell betrachtet. Nicht zu vergessen ist bei dem Thema aber auch unsere Community. Sie macht uns auf Themen aufmerksam, gibt Lob und Kritik und immer wieder wichtiges Feedback. Dafür vielen Dank an dieser Stelle!

Wie eng arbeitet ihr mit den Verlagen im Vorfeld zusammen? Bspw. ist zu Scythe gerade die dritte Erweiterung angekündigt worden. Kriegt ihr da top secret Vorabinfos um so Schachteleinsätze vorzubereiten?
Versuchst du unser best bewahrtes Geheimnis zu lösen? Keine Chance!

Woher kommen eigentlich die Schaumstoffe und wie muss man sich die Produktion vorstellen? Und vor allem wo passiert das alles?

Für die Kunden geht sie meilenweit - Schrittzähler einer Lager-Mitarbeiterin von Feldherr

Für die Kunden geht sie meilenweit – Schrittzähler einer Lager-Mitarbeiterin von Feldherr

Unser Schaumstoff ist Made in Germany. Das sichert uns die bestmögliche Verfügbarkeit und Qualität. Der Schaumstoff wird unserem hohen Qualitätsstandard gerecht und ist FCKW- sowie chlor- und säurefrei. Dementsprechend ist er nach Öko-Tex Standard 100 geprüft und in der Klasse 1, der sogenannten Baby-Klasse, eingestuft. Die Produktionsdetails sind eher langweilig. Da empfehlen wir die „Sendung mit der Maus“ – die kann das besser. In dem Beispiel anhand einer Kaltschaummatratze.

Auch die Lagerung stelle ich mir aufwändig vor. Schließlich nehmen die Einsätze sehr viel Platz weg, bestehen aber ja überwiegend aus Luft.
Sicher. Wir benötigen Platz, aber den haben wir. Man kann ja stapeln.

Das Thema Schachtel-Inlays ist ja in letzter Zeit gut gewachsen, vor allem bei Spielen mit vielen Ressourcen. Plant ihr euch da auch zu engagieren? Schließlich habt ihr ja schon einen Namen für das Thema „Aufbewahrung“ in der Szene und mit den Einsetzen für Scythe, Blood Rage und Co bedient ihr die Zielgruppe ja bereits in Teilen.
Die letzten Jahre haben gezeigt, dass Tabletop- und Brettspiele immer beliebter werden. Der Trend geht wieder hin zum analogen Spiel. Jedes Jahr erscheinen mehr Spiele und einzelne Spiele erleben unglaubliche Hypes. Wie zum Beispiel im Fall von Scythe oder Blood Rage. Wir reagieren darauf natürlich. Inzwischen schauen wir uns die Spiele genau an und entscheiden, wie sinnvoll Inlays für die Spielboxen sind und wie wir eine sinnvolle Lösung finden. Das wird in Zukunft auch weiter zunehmen.

Was ist noch so in der Pipeline bei Feldherr? Was ist 2018 und darüber hinaus so geplant?
Aktuell (www.feldherr.com/fuer/coming-soon) konzentrieren wir uns voll auf Mythic Battles Pantheon und Rising Sun. Tägliches Gesprächsthema im Team ist natürlich Star Wars: Legion. Wir können es kaum erwarten, damit anzufangen.

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen.

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