März 30th, 2017 by Dirk
Lesezeit: 2 Minuten

Scythe war – neben Terraforming Mars – ohne Frage das “Hype Spiel” des letzten Jahres. Noch im Verlauf dieses Jahres wird es bei Feuerland als deutsche Version erscheinen und die erste englischsprachige Erweiterung ist mit “Invaders from Afar” bereits erschienen. Nun hat Stonemaier Games die nächste Erweiterung angekündigt.

“The Wind Gambit” (frei übersetzt: Der Luft-Schachzug) wird zwei modulare Erweiterungen enthalten. Das Luftschiff Modul ist natürlich das Kernstück und fügt eine neue Luftschiff-Figur für jeden Spieler hinzu. Zu Beginn des Spiels werden zudem zufällig zwei Eigenschaften für die Luftschiffe aller Spieler festgelegt – eine davon eher aggressiv, die andere passiv – die dann zusammen mit der Grundeigenschaft des Luftschiffs genutzt werden. Im Gegensatz zu allen anderen Figuren kann sich ein Luftschiff nämlich auf bzw. über jeder Art von Geländetyp aufhalten und die Spieler können sofort mit der Eroberung andere Gebiete loslegen. Klingt logisch und dürfte das Spiel noch mal deutlich verändern. Das Modul wurde gemeinsam mit einem Fan des Spiels auf Basis seiner Ideen und Entwürfe, die er in der Scythe Facebook Gruppe geteilt hat, entwickelt. Daran sieht man auch, wie ernst Jamey Stegmaier die Community wirklich nimmt und deren Ideen aufgreift und berücksichtigt. Und nicht zu vergessen: Jakubs Artwork tut natürlich sein übriges und fügt dem ganzen wieder eine ganz besondere Optik hinzu.

Das zweite Modul ist deutlich kleiner, verändert aber ein wenig die Art wie das Spiel endet. Zu Beginn des Spiels wird eines der acht “resolution tiles” (frei übersetzt: Endwertungsplättchen) blind gewählt und am Ende des Spiels gewertet. Dadurch kann ein für alle Spieler interessantes strategisches Ziel hinzugefügt werden, das die Entscheidungen im Spiel deutlich beeinflussen soll.

Mittlerweile haben über 700 Testspieler in mehr als 450 Partien die Erweiterung getestet. In dieser Hinsicht kann man Jamey wirklich keinen Vorwurf machen, ausgiebiges Playtesting ist für ihn besonders wichtig.

Wie bereits bei Invaders from Afar wird es keine Kickstarter Kampagne geben, sondern den “normalen” Distributionsweg über den Handel. Auch das finde ich sehr konsequent, da da Spiel ohnehin eine große Verbreitung gefunden hat, erscheint ein Kickstarter hier nicht wirklich notwendig. Hier differenziert sich Stonemaier Games von anderen Verlagen, die jede kleine Erweiterung nutzen, um auch das Basisspiel in Paketen in einer Kickstarter Kampagne erneut feilzubieten.

Erscheinen soll die Erweiterung noch in diesem Jahr und soll in Essen verfügbar sein. Parallel wird auch eine “Big Empty Box”-Option erwogen, so dass alle Inhalte und Erweiterungen in einer einzigen Box Platz hätten. Auch hier baut Jamey auf Feedback seiner Community und hat sehr transparent seine Gedanken dazu offen gelegt. Der angestrebte Verkaufspreis für die Erweiterung wird sich wieder um 30$ und damit wohl auch um 30€ bewegen.

Hier findet ihr die Meldung auf der Seite von Stonemaier Games (engl.)…

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September 14th, 2016 by Dirk
Lesezeit: 4 Minuten

Scythe löste auf Kickstarter einen für ein Brettspiel bisher ungeahnten Hype aus und sammelte am Ende auf der Plattform weit über eine Million Dollar ein. Schuld daran war unter anderem das Artwork des Spiels von Jakub Rozalski und die von ihm geschaffene Welt in den 1920er Jahren mit Steampunk-Elementen. Wir haben das Spiel nun endlich auf den Tisch bekommen und möchten die ersten Eindrücke festhalten.

Wie es gespielt wird

Scythe wirkt zunächst sehr groß und kompliziert. Das hängt unter anderem an dem riesigen Spielplan (der sich in seiner extragroßen Varianten noch mal um über 30% vergrößert!) und der Tatsache, dass jeder Spieler einen Spielerplan und zusätzlich einen Fraktionsplan hat. Ersterer dient dazu Aktionen auszuführen und imageWeiterentwicklungen festzuhalten, letzterer beheimatet die Kampfroboter der Fraktion (in schönen Miniaturfiguren) sowie die Geldvorräte. Die Auswahl der Aktionen erfolgt mit einem klassischen Pöppel den man von einem Aktionsfeld zum nächsten bewegt und auf jedem bis zu zwei Aktionen auslösen kann. Dabei wird zunächst die obere Aktion ausgeführt und anschließend die untere Aktion. Die Aktionen müssen in dieser Reihenfolge ausgeführt werden, allerdings kann man auch nur die erste, nur die zweite, beide nacheinander oder auch keine der beiden Aktionen machen. Dabei gibt es die unterschiedlichsten Aktionen wie bspw. Einheiten zu bewegen, Gebäude zu bauen, Fähigkeiten zu verbessern, militärische Stärke zu steigern, Rohstoffe zu produzieren, Rohstoffe zu handeln, Mechs (a.k.a. Kampfroboter) bauen, Popularität in der Bevölkerung zu erlangen etc. Es gibt also viel zu tun in der Welt Scythe.

Jeder Spieler startet mit zwei Arbeitern und seiner Charakterfigur, die fraktionsabhängig unterschiedlich ist und jeweils durch eine toll gestaltete Miniaturfigur dargestellt wird. Zu Beginn sind die Handlungsmöglichkeiten recht eingeschränkt, da man zunächst mal Rohstoffe produzieren muss und eine erste Basis für seine Expansion schaffen muss. An dieser Stelle gleich ein kleiner Tipp: “Produziert” neue Arbeiter! Der Produktionsmechanismus ist dabei recht simpel gehalten, denn man produziert in  zwei (bzw. drei) Regionen, in denen man Arbeiter hat, die entsprechenden Rohstoffe der Region. Die Regionen produzieren somit Holz, Erz, Nahrung oder eben neue Arbeiter. Das besondere bei Scythe im Gegensatz zu vielen anderen Spielen ist, dass die produzierten Rohstoffe zunächst auf dem entsprechenden Feld auf dem Spielplan platziert werden und nicht in einem virtuellen Lager. Das erscheint irgendwie logisch und eröffnet natürlich die Möglichkeit die Rohstoffe zu erobern, indem man ein Gebiet mit vielen Rohstoffen angreift.

Ziel bei Scythe ist es, am Ende möglichst viel Geld anzuhäufen. Wird das Spielende ausgelöst, indem einer der Spieler seinen letzten Stern für eines der zu erreichenden Ziele platziert, hat, wird abgerechnet. Dabei zählen verschiedene Elemente des Spiels in Abhängigkeit der am Spielende erreichten Popularität der eigenen Fraktion. Auch hier sicherlich nichts komplett neues, aber eben neu arrangiert.

Was uns gefallen hat

Insgesamt handelt es sich um eine interessante Verknüpfung unterschiedlicher Mechanismen und einiger sehr interessanter Interpretationen bekannter Mechanismen. Es ist ein bißchen wie bei einem neuen Restaurant. Man kennt alle Zutaten der angebotenen Menüs, aber die Kombination der Zutaten und deren Zubereitung eröffnet doch wieder interessante Erlebnisse. So oder ähnlich ging es uns auch bei Scythe.

Besonders gut fanden wir, dass das Spiel sich sehr flüssig spielt. Da man seinen Aktionsauswahl-Pöppel immer auf ein anderes Feld bewegen muss, kann man im Grunde nur aus drei möglichen Feldern wählen. Klingt erst mal einfach, beinhaltet aber doch eine gewisse Komplexität. Wie so häufig geht es auch in Scythe um eine imageOptimierung des Mangels, denn man hat gefühlt immer zu wenig Rohstoffe oder Geld, um die gewünschten Aktionen durchzuführen. Zudem ist die Kombination aus oberer und unterer Aktion so gewählt, dass man eigentlich immer eher nur eines davon braucht und deshalb geschickt planen muss (ist bei mir übrigens in die Hose gegangen).

Was natürlich auch gefällt die Gestaltung der Welt. Hier muss ich wirklich sagen, dass ich selten etwas so kunstvolles im Brettspielbereich gesehen habe. Die Begegnungskarten sind derartig schön gestaltet, dass man sie sich wirklich lange und gerne betrachtet. Auch das Material macht einen überaus wertigen Eindruck. Hat man die Luxusedition mit bemalten 3D-Ressourcenmarkern und Metallmünzen gewinnt das Ganze noch mal an Gewicht. HIer muss ich wirklich sagen: Chapeau an Jamey Stegmaier und Jakub Roszalski für diese Leistung.

Über eine Solovariante mit einem Automa-Deck verfügt Scythe übrigens auch noch. Diese habe ich noch nicht getestet, eröffnet aber die Möglichkeit, die eigene Strategie zu verfeinern und neue Punkthöchststände zu erreichen.

 

Was uns nicht gefallen hat

Man könnte Scythe vorwerfen, es mache nichts neu, sondern verknüpfe nur Bestehendes und arrangiere Bewährtes. Aber sind wir mal ehrlich, genau darum geht es doch häufig. Gerade in der Kunst oder in der Musik ist dies der Motor, der ständige Veränderung und Vielfalt vorantreibt. Deshalb ist dieser Vorwurf meines Erachtens nicht gerechtfertigt. Bleibt die Preisfrage… In der Tat: 80 Euro sind eine neue Marke bei einem Spiel. Beachtet man aber die Detailarbeit, die sowohl Jamey, als auch Jakub in dieses Spiel gesteckt haben, ist es irgendwie gerechtfertigt. Sicherlich ist noch ein kleiner Hype-Aufschlag von vielleicht fünf oder zehn Euro dabei, aber auch den hat sich der clevere Marketing-Stratege Jamey Stegmaier vielleicht verdient für seine Mühen und ausgesprochen engagierte Unterstützung seiner Kunden. Am Ende muss jeder selber entscheiden, was es ihm wert. Abgezockt wird man hier meines Erachtens nicht, den andere Verlage rufen mittlerweile nahezu vergleichbare Preise auf, liefern aber deutlich schlechteres bzw. günstiger zu produzierendes Material mit.

Fazit

Scythe ist ein solides Workerplacement und Siedler-esques 3X Spiel (das vierte “X” (exterminate) kommt nicht wirklich zum Tragen) mit interessanten Mechanismen, einer fantastischen Welt mit herausragendem Art-Work und tollem Material. Aber jeder muss sich selbst fragen, inwiefern er bereit ist hierfür 80,- auszugeben. Ich mag die Optik und das Spielgefühl so sehr, dass es mir die Unterstützung der Kickstarter-Kampagne auch im Nachhinein wert war. Wir werden es sicherlich noch öfter spielen, auch wenn es mit nur vier Fraktionen, die sich nur durch ein paar Kleinigkeiten unterscheiden, nicht mit einer solchen Variabilität ausgestattet ist, wie bspw. Terra Mystica. Aber Nachscub ist ja in Form einer Erweiterung bereits in Sicht…

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